RADIOLOGY WORKFLOW SOLUTIONS  

25 Jahre medavis: Wie der Workflow in die Radiologie kam

Interview mit Jörg Dittrich, Gründer medavis

Vergleichen wir die Digitalisierung in der Medizin mit der menschlichen Evolution, dann entspricht der Digitalisierungsgrad des Jahres 1997 dem Entwicklungsstand der Menschen zur Zeit der Neandertaler: Irgendwie war alles ziemlich rudimentär. Zwar gab es erste EDV-Systeme, deren Anwendung verursachte aber eher mehr als weniger Arbeit. Für die Radiologie änderte sich das mit der Gründung von medavis, denn mit der Einführung des RIS hielt der Workflow und dessen softwarebasierte Unterstützung Einzug in die radiologischen Einrichtungen – und (r)evolutionierte die Art des Arbeitens.

Wie sehr sich die radiologische Welt und ihre Prozesse seither verändert haben, lässt sich auch an der Entwicklung des medavis RIS ablesen. Und an dem Unternehmenserfolg, der dafür spricht, dass intelligente Softwarelösungen auch heute noch das Potenzial besitzen, medizinische Versorgung zu verbessern. Anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums blickt medavis Geschäftsführer Jörg Dittrich zurück auf die Anfänge, auf die Entwicklung und auch darauf, was den Kern und den Erfolg des Unternehmens damals wie heute ausmacht.

Aus welcher Motivation heraus wurde medavis gegründet und das RIS entwickelt?

Das medavis Projekt startete 1995 – und hätte eine klassische Software-Garagen-Erfolgsgeschichte werden können, wenn wir das Geld für die Anmietung einer Garage gehabt hätten. Die Idee zur Entwicklung eines RIS kam von dem späteren medavis Mitgründer Dr. Björn Hast, der als Radiologe am Städtischen Klinikum Karlsruhe an der zeitraubenden Dokumentation mit den damaligen EDV-Systemen verzweifelte. Elmar Kußmaul und ich waren damals noch Studenten und bereit, in die Entwicklung einer Lösung für dieses Problem unsere Zeit zu investieren und eine Firma zu gründen. Rückblickend eine gute Entscheidung.

Welches Problem der damaligen Zeit haben Sie mit der ersten medavis Software gelöst?

In der Radiologie war und ist die Arbeitsteilung extrem hoch. Damals war der gesamte Ablauf noch mit den berüchtigten Laufzetteln, mit voll diktierten Kassetten und vielen Laufwegen verbunden. Gleichzeitig war mit der Einführung der ersten PACS ein Trend zur Digitalisierung der Arbeitsabläufe absehbar. Die Zeit war also reif für softwaregestützte radiologische Workflows. Und soweit ich weiß, waren wir die ersten, die auf dem damaligen Röntgenkongress den Workflow-Begriff ins Spiel brachten.

Wie und wo hat medavis „laufen“ gelernt?

Unser erster Kunde war die Gemeinschaftspraxis Dr. Krische, Dr. Wirth, Dr. Wosnitza in Heilbronn. Es bedurfte damals einigen Mutes, uns Greenhorns die Praxis-EDV anzuvertrauen. Dieser Mut hat sich aber gelohnt, wir haben das in uns gesetzte Vertrauen nicht enttäuscht. Ich erinnere mich aber, dass es eine anspruchsvolle Zeit war, in der wir intensiv damit beschäftigt waren, die Ecken und Kanten der Software abzurunden.

Nach diesem ersten Erfolg kamen schnell die nächsten Kunden: die Karlsruher Praxis im Zeppelinzentrum, die Radiologie im Krankenhaus in Ehingen, die radiologische Praxis in München-Pasing und das Kreiskrankenhaus Agatharied in Hausham. Wir waren also von Beginn an sowohl in Praxen als auch in Kliniken zuhause. Insbesondere die Radiologie im Kreiskrankenhaus Agatharied war mit Blick auf papier- und filmlose Workflows der Zeit weit voraus. Dr. Scheck und Dr. Wild haben damals einen beeindruckenden digitalen Leuchtturm geschaffen.

Wie entwickelte sich das Unternehmen im Laufe der Zeit?

Kurz nach der Firmengründung kam unser erster Mitarbeiter hinzu. Wir sind sehr froh, dass er uns weiterhin im Unternehmen unterstützt. Heute arbeiten 150 Menschen bei medavis in Karlsruhe. Ich denke, damit sind wir das größte RIS Team in Europa.
Hinzu kommen weitere 16 Mitarbeiter in unseren Niederlassungen in China und auf den Philippinen. Und wir wollen weiterhin wachsen, vor allem, was unsere Lösungen angeht. Schließlich wollen wir den radiologischen Workflow immer weiter optimieren, diese Arbeit endet praktisch nie.

Welche Unternehmensphilosophie hat sich über die Jahre bewährt und ist heute noch Erfolgspfeiler?

Am stärksten hat unsere Kundenorientierung die Produkte und auch das Unternehmen über die Jahre geprägt. Außerdem ist die Philosophie der offenen Schnittstellen bei uns tief verankert und wir engagieren uns dafür, diese kontinuierlich weiterzuentwickeln, um die Vernetzung in der Radiologie zu stärken. Im Umgang mit Dritten leitet uns die Überzeugung, stets pragmatisch und fair zu handeln – egal, mit wem wir es zu tun haben.

Welche technologischen Meilensteine haben die Entwicklung bei medavis beeinflusst?

Da gibt es nicht die eine Entwicklung, vielmehr ist es der allgemeine Fortschritt, der uns immerfort beeinflusst hat und weiter beeinflusst. Erinnern wir uns: 1997 hatte ein Server beim Kunden 16 Megabyte Hauptspeicher und eine 512 Megabyte Festplatte war gigantisch. Heute tragen wir Telefone in der Hosentasche, die über vier Gigabyte Hauptspeicher, 128 Gigabyte Storage und Prozessoren verfügen, die im Vergleich zu den Rechnern der 90er-Jahre echte Hochleistungsrechner sind.

Das Thema, das unsere Kunden aktuell am meisten beschäftigt, ist die horizontale Vernetzung. Radiologische Einrichtungen agieren immer überregionaler, teilweise bereits international. Das muss sich in den Schnittstellen widerspiegeln. Eine weitere Anforderung unserer Zeit ist die stärkere Einbindung der Patientinnen und Patienten. Das Smartphone macht heute jeden zu einem potenziellen digitalen Anwender, was ein wesentlicher Baustein für den Erfolg unserer Terminbuchungsplattform booking4med oder unseres Patientenportals ist.

Welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie noch?

Unser Produktmanagement sprüht vor guten Ideen und der Markt für entsprechende Umsetzungen ist vorhanden. Allerdings sehen wir uns mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Wir sind froh, dass wir gute Talente für unsere Teams gewinnen können, aber wir würden uns noch viel mehr wünschen.

Inwiefern hilft die Beteiligung des Investors Bregal dabei, die Herausforderungen zu meistern?

Wir haben einige spannende Visionen umzusetzen, die den Softwaremarkt in unserem Segment weiter revolutionieren werden. Das bisherige organische Wachstum hat uns allerdings in Bezug auf Schnelligkeit ausgebremst. Die Bregal Unternehmerkapital GmbH bietet uns hier ganz andere Möglichkeiten, unsere Teams zu verstärken und durch geeignete Zukäufe wichtige Ergänzungen zu schaffen. Eine besondere Expertise der Bregal liegt im Bereich der Unternehmenszukäufe. Wir haben inzwischen eine Unternehmensgröße erreicht, in der wir durch das Gewinnen neuer Mitarbeiter unser Wachstum stabilisieren können, für große Schritte aber auch größer handeln müssen. Genau hier hat die Bregal eine unschlagbare Kompetenz.

Was war das schönste/eindrücklichste Erlebnis der vergangenen 25 Jahre?

Ich kann mich noch gut an die Schrecksekunde erinnern, als nach der RIS Installation bei unseren ersten Kunden plötzlich das Bienenstock-gleiche Praxistreiben einer konzentrierten Ruhe wich. Wir waren besorgt, dass die Patienten ausgeblieben sind. Zum Glück hat sich herausgestellt, dass die Ruhe auf die optimierten Abläufe zurückzuführen war und dass im Gegenteil sogar mehr Patienten als vorher versorgt wurden.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 25 Jahre?

Bezahlbare und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sind die Basis für ein gutes Leben vieler Menschen. Wir hoffen, dass wir auch in den kommenden 25 Jahren hierzu weiter einen maßgeblichen positiven Beitrag leisten dürfen.

Elmar Kussmaul, Gründer medavis

Elmar Kußmaul
Geschäftsführer, medavis GmbH

Jörg Dittrich, Gründer medavis

Jörg Dittrich
Geschäftsführer, medavis GmbH

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